„Cool Idea Award“ 2016

Internetagentur gewinnt mit innovativem "Security Device"



Dornröschen mit leichtem Schlaf

 

Sehr geärgert hat sich Jakob Lipps, als seine geliebte Oldtimer-Ente gestohlen wurde. Einfach über Nacht verladen und auf Nimmerwiedersehen verschwunden. „Das darf doch nicht wahr sein!“, dachte er sich. Dem Geschäftsführer der Berliner Internetagentur Kontrollfeld kam die Idee für einen schlafenden Alarmgeber, der sich bei Bewegung aktiviert und seine aktuelle Position meldet. „Dornröschen“ oder auf Englisch „Sleeping Beauty“ schaffte es zur Marktreife und überzeugte sogar die internationale Jury des „Cool Idea Awards“ von Protolabs.

Sleeping Beauty
Sleeping Beauty

Kreative Leute mit guten Ideen gibt es viele. Fast jeder hatte schon einmal selbst einen Einfall für ein cooles Produkt oder man kennt jemanden, der einem von seiner Erfindung vorschwärmt. In der Realität scheitern diese Projekte oftmals sehr schnell an der Finanzierung oder an technischen Details. Nicht so bei Jakob Lipps. Er beweist mit „Sleeping Beauty“, dass das Internetzeitalter alte Gesetzmäßigkeiten auflöst. Wer ernsthaft eine gute Idee verfolgt, muss nicht Millionen Euro in petto haben und einen Stab an Ingenieuren, Technikern und Marketingfachleuten beschäftigen. Es genügt ein fester Wille, etwas Sachverstand und das Wissen darüber, wie man das Potential des Internets anzapft.

Der Grundgedanke zu „Sleeping Beauty“ ist ein möglichst kleines Gerät, das im Ruhezustand minimal bis gar keine Energie verbraucht. In diesem Modus kann es viele Wochen und Monate bleiben. Sobald es zu einer Erschütterung kommt, erwacht die Einheit und meldet seine Position. Der Eigentümer wird sofort auf seinem Smartphone informiert und sieht auf einer App, wo sich der zu überwachende Gegenstand gerade befindet. Die rechtzeitige Alarmierung in Verbindung mit einer genauen Bestimmung des Aufenthaltsortes bewahrt häufig vor dem Totalverlust. Ideal für Besitzer von Fahrzeugen und Motorrädern, aber auch für Fahrräder, Wochenendhäuser, Kunstwerke oder einfach nur für das Reisegepäck oder für den wegen Platzmangel im Hausflur abgestellten Kinderwagen.

6 kritische Faktoren

Um diese fantastische Idee tatsächlich umzusetzen, gab es sechs kritische Faktoren, die Jakob Lipps allesamt mit modernen Methoden kostengünstig meisterte. Die Faktoren sind im Einzelnen: die langfristige Energieversorgung, die Bestückung und Entwicklung einer Platine, die Nutzung von GPS und GSM, die Programmierung einer leistungsfähigen App, die Konstruktion und Produktion eines schlagfesten Gehäuses und einen Anschub für Vertrieb und Vermarktung.

Faktor 1: langfristige Energieversorgung
„Sleeping Beauty“ ist über USB aufladbar und benötigt somit Akkumulatoren. Herkömmliche Akkus entladen sich sehr schnell selbst und sind damit ungeeignet für eine langfristige Spannungserhaltung. Lithium-Ionen-Akkus bergen stets eine gewisse Gefahr der Selbstentzündung, zumal wenn sie an Stellen gelagert werden, die sich bei Sonneneinstrahlung aufheizen. Die Lösung fand Jakob Lipps beim Batteriehersteller Sanyo, der mit der eneloop-Serie eine neue Generation NiMH-Akkus herausbrachte, die über eine äußerst geringe Selbstentladung verfügen. Selbst bei sehr hohen oder sehr niedrigen Außentemperaturen bleibt diese Eigenschaft erhalten. Ein idealer Energiespender also für „Sleeping Beauty“, welche gleich vier AAA-Akkumulatoren verwendet, um dem Energiebedarf des GPS-Sensors gerecht zu werden, sobald dieser aktiviert wird. Der Platzbedarf der vier Akkus war auch einer der Gründe dafür, dass Jakob Lipps von der ursprünglichen Idee wieder abkam, „Sleeping Beauty“ klein und rund zu gestalten, wie einen Eishockey-Puck.

Controller und Plantine
Controller und Plantine

Faktor 2: Controller und Platine

Die ersten Experimente machte Jakob Lipps mit dem auf Open-Source basierenden Mikrocontroller-Bausatz ARDUINO. Schnell gesellten sich befreundete Entwickler hinzu und halfen bei der Auswahl und der Abstimmung von Prozessoren und Komponenten. Nach Abschluss dieser Prototypenphase gelang eine Kooperation mit der aus der Relaistechnik bekannten Firma Schleicher-Elektronik in Berlin. Dort gibt es ein Förderprogramm für Start-Ups, welches junge Unternehmen bei der Bestückung von Platinen berät und diese auch kostengünstig in Deutschland fertigt, selbst wenn es anfangs nur kleine Auflagen sind. Jakob Lipps profitierte von der Fertigungskapazität und dem Know-how: „Elektrotechnisch erhielten wir von Schleicher Elektronik den letzten Schliff und gute Vorschläge, wie den Einbau eines Bluetooth-Low-Energy-Moduls. „Sleeping Beauty“ authentifiziert damit z. B. das Smart-Phone eines Autobesitzers und gibt keinen Alarm ab, solange sich dieses in Reichweite aufhält.“

Faktor 3: GPS und GSM-Mobilfunk

Ein GPS-Modul ist in der Regel ein Stromfresser. Durch geschicktes Energie-Management sendet „Sleeping Beauty“ nur in regelbaren Impulsen. Sobald wieder Stillstand eintritt, wird ein finales Signal gesendet und „Sleeping Beauty“ geht wieder in den Schlafmodus bis zur nächsten Bewegung. Jakob Lipps hat sich für die Mobilfunkfunktion mit der Telekom in Verbindung gesetzt, seine Idee vorgestellt und einen sehr attraktiven Vertrag für die europaweite Nutzung mit Einwahlmöglichkeit in andere Netze ausgehandelt. Für 36 Euro jährlich kann der Anwender nun eine europaweite Ortung und Meldung seiner Schätze gewährleisten.

Faktor 4: die App
Die Programmierung einer leistungsfähigen App für Smartphones war für Jakob Lipps quasi ein Heimspiel, da sie mit der Kontrollfeld GmbH bereits anspruchsvolle Programmierarbeiten für eine Vielzahl von Kunden durchführen. Für die Kunden ist die App der kritische Faktor überhaupt, denn sie bildet die Benutzerschnittstelle. Eine saubere Programmierung, hoher Anwendungskomfort und die Möglichkeit, schnell auf Änderungswünsche reagieren zu können, sind hier die großen Vorteile für das Projekt.

Faktor 5: das Gehäuse
Als die App programmiert und die Art der Akkus sowie die Platine mit allen Chips und deren Platzbedarf geklärt waren, rückte die Frage nach einem attraktiven und funktionalen Gehäuse in den Vordergrund. „Für mich stand fest, dass es aus Kunststoff sein muss. Aber die Werkzeugkosten gehen hier schnell in die Zehntausende. Außerdem sind die Vorlaufzeiten für die Fertigung des Werkzeugs und die Produktion der Teile unglaublich lang. In einem Internet-Blog-Beitrag fand ich den Hinweis auf Protolabs. Für mich war das die ganz große Entdeckung, weil das Gehäuse ein Schlüsselelement ist. Endlich konnten wir kleine Serien aus vollwertigem Kunststoff in kürzester Zeit fertigen lassen. Herausgekommen ist ein kompaktes, schlagfähiges Gehäuse aus weißem ABS-Kunststoff, das sich mit einer ringförmigen Öffnung überall leicht anbringen lässt. Ein Konstruktionsbüro setzte unsere Designvorschläge in ein 3D-CAD-Modell um. Protolabs half mit vielen Vorschlägen, wie eine spritzgussgerechte Kunststoffkonstruktion angelegt sein muss. Nach dem Hochladen der 3D-Modelldaten auf die Protolabs-Angebotsplattform gibt es eine sofortige Rückmeldung und eine kostenlose Online-Analyse zur Machbarkeit mit direkten Verbesserungsvorschlägen. Bei dieser Gelegenheit entdeckte ich die Aufforderung zur Teilnahme am „Cool Idea“ Wettbewerb von Protolabs, was sich als weiterer Glücksfall für unser Projekt erwies!“

Faktor 6: Promotion und Vermarktung
Protolabs vergibt regelmäßig den „Cool Idea Award“ an Leute, die innovative Ideen für Produkte haben und diese mit Protolabs verwirklichen wollen. Eine internationale Jury, bestehend aus namhaften Technikern, Designern und Unternehmern, stimmt über die eingereichten Ideen ab und fördert jährlich Projekte mit Protolabs-Dienstleistungen im Gegenwert von bis zu 250.000 Dollar. Außerdem werden die Gewinner veröffentlicht und die Idee einem breiten Publikum vorgestellt. Jakobs Lipps bewarb sich und gewann prompt mit „Sleeping Beauty“ die freie Produktion von 5000 Teilen. „Jetzt habe ich die Gehäuse für die erste Serie vollständig kostenlos erhalten und bekomme noch die Unterstützung von Protolabs bei der Bekanntmachung von „Sleeping Beauty““, freut sich Jakobs Lipps. Damit sind alle Komponenten für ein verkaufsfertiges Produkt zusammen. Für den Vertrieb nutzt Jakob Lipps Amazon, mit der Start-Up-Plattform „Amazon-Launchpad“. Hier werden neue Produkte direkt über eine spezielle Amazon-Webseite vorgestellt und verkauft, wobei Amazon die gesamte Infrastruktur, die Verkaufsabwicklung und die Logistik zur Verfügung stellt. Selbstverständlich bewirbt Amazon die Produkte auch und sorgt so für entsprechende Aufmerksamkeit in Verbindung mit der Produkthomepage www.sleeping.watch.

Verkaufsstart

Prototyp Sleeping Beauty
Prototyp Sleeping Beauty

Marktimplementierung

Obwohl Jakob Lipps kein Ingenieur ist, keine Bankgespräche geführt hat und keine Vertriebsmannschaft unterhält, schaffte er es, seine Idee Wirklichkeit werden zu lassen.

Im Dezember 2016 startete der Verkauf von "Sleeping Beauty". 

Dabei halfen ihm vor allem die geschickte Nutzung des Internets sowie der Service von Protolabs zur Fertigung von Kunststoffteilen in Serienqualität.                            

Mit Lieferzeiten zwischen einem und fünfzehn Arbeitstagen ist die Bestellung, Produktion und Lieferung von Kunststoffteilen für jedermann durchführbar und fast so einfach und schnell wie die Bestellung von „Sleeping Beauty“ bei Amazon.